Geschichte zum Lesen
Das erste Haus in der heutigen „Alten Straße 22“ im Unterdorf wurde im Jahr 1704 erbaut und anfänglich als Privatgebäude und ab 1785 als Schul- und Wächterhaus genutzt. Seit Anbeginn existierte auch ein Raum, worin die „Feierspritz“ (Feuerlöschspritze) untergebracht war und diente somit gleichzeitig als Feuerwehr-Gerätehaus. 1832 erfolgte der Verkauf des Gebäudes an Küfermeister Karl Merkel und kurz darauf (im Jahre 1836) der Weiterverkauf an den „Kapellenfonds Sanktum Valentinum“.
Da die Bevölkerungszahl anstieg, wurde der badische Baubeamte und Architekt August Moosbrugger (1802 – 1858) aus Rastatt im Jahr 1826 mit der Planung eines Gotteshauses beauftragt. Am 14.03.1837 genehmigte die Großherzoglich-Badische Regierung den Bau der neuen Kirche. Zwischen 1837 und 1840 erfolgte ein kompletter Abbruch mit Neuaufbau als Dorfkirche durch den Baumeister Johann Belzer (1796 – 1868).
Wie glücklich waren die „Longebränner“ nun, ein richtiges Gotteshaus zu besitzen, das zentral im Unterdorf lag. Die neue, nun dem Hl. Valentin geweihte Kirche, wurde Filialkirche von Weisenbach, bis Langenbrand 1909 Kuratie wurde und mit Kurat Franz Josef Fröhlich einen eigenen Seelsorger erhielt. Nach ihrer Fertigstellung wurde das Bauwerk bis 1937 als Sakralgebäude genutzt.
Nachdem 1844 ein kleiner Kirchenchor gegründet wurde, konnte auch eine Orgel mit fünf klingenden Registern angeschafft werden. Zur alten Glocke kam 1863 eine zweite, die jedoch im Zusammenklang kein harmonisches Geläut ergaben, sodass man schließlich im Jahr 1874 zwei neue Glocken erstand. Im 1. Weltkrieg mussten die beiden Kirchenglocken abgegeben werden, aber schon 1920 konnte ein neues Geläut geweiht werden. Die Firma Hachert in Karlsruhe lieferte zwei neue Glocken mit einem Gewicht von 254 bzw. 148 Kilogramm.
Die Einwohnerzahl vergrößerte sich ständig, die Kirche erwies sich wiederum zu klein und konnte aus Platzmangel auch nicht vergrößert werden. Der Wunsch nach einem geräumigeren Gotteshaus vertiefte sich, doch verhinderten der Erste Weltkrieg und die Inflationszeit das Bauvorhaben.
Von 1937 bis 1951/52 stand das Gebäude verwaist und wurde 1953 mit einem Kostenaufwand von 230.000 DM zur Festhalle umgebaut. Der Kirchturm und der halbrunde Altarraum wurden abgetragen. Am 15.05.1954 (Christi Himmelfahrt) wurde die Festhalle eingeweiht und in dieser Funktion bis 1989 genutzt.
„Bei der letzten Fastnachtsveranstaltung in der alten Festhalle kam zum Schluss eine sehr wehmütige Stimmung auf. Wehmütig, weil offensichtlich allen der Abschied von der alten Festhalle schwerfiel. Die Longebränner haben sich so ungern und nur so schmerzlich von der alten Festhalle trennen können“, so Bürgermeister Krey in seiner Festansprache zur neuen Festhalle.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die umgebaute Festhalle bis 1966 mit Rücksicht auf die frühere Nutzung als Kirche nur für wenige Lustbarkeiten zugelassen war, was immer darunter auch gemeint war.
Nachdem das Gebäude als Festhalle ausgedient hatte, wurde sie an den Schlagersänger Tony Marschall (1938 – 2023) verkauft. Inzwischen wurde das Gebäude weiter an privat veräußert.
Edmund Bauer (1924 – 2023) war einst Messdiener der alten Kirche und erzählte: „Es war früher schon eine Ehre, Messdiener zu sein. Im Laufe der Zeit musste man die lateinischen Messgebete erlernen, die zum Teil heute noch beherrscht werden. Der Gottesdienst begann um 6 Uhr. Der jüngste Messdiener musste um halb Sechs „zerscht“ (als erster) läuten. Geheizt wurde im Winter nur am Sonntag. Links neben dem Altar stand ein großer runder Kanonenofen, in den große Holzstücke reingeworfen wurden. Unterhalb des Altars hinter der Kommunionsbank standen links und rechts niedere Holzbänke, auf denen die Buben rechts und die Mädchen links bis zum Alter der achten Schulklasse knieten bzw. während der Predigt saßen. Der Messner, damals Otto Schoch, kniete rechts oberhalb der Kinder und hatte für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Wenn jemand laut wurde oder wenn ein Kind gestört hatte, dann nahm er das „Löschhörnel“ und schlug es dem störenden Kind mit der Spitze nach unten auf den Kopf. Das hat sicher jeder während der Messdienerzeit einmal zu spüren bekommen.“Früher waren seltsame Zustände in der alten Kirche, so Edmund Bauer. Es gab viele Männer die „schickten“. In den vier Krämerläden in Langenbrand gab es Schick zu kaufen. Schick, das war Kautabak, bestehend aus zigarrenstumpenähnlichen schwarze Rollen, welche in einer Brühe in einem blauen Keramiktopf mit Deckel lagen. Der Mann, der schickte, besaß eine kleine verschließbare Blechbüchse, in der zwei solche Schickrollen in der schwarzen Brühe aufbewahrt wurden. Nach Bedarf schnitt der Schicker mit dem Taschenmesser eine etwa 1 cm dicke Scheibe ab und steckt sie in den Mund. In zeitlichen Abständen wurde die schwarze Brühe, die sich mit dem Speichel im Mund vermehrte, ausgespuckt. In der Wohnung eines Schickers stand in jedem Zimmer in der Ecke ein Spucknapf. Häufig verfehlte der Spucker den etwa 15 cm breiten, mit einem Trichter versehenen, runden Emaille-Behälter und die ausgespuckte Brühe landete in Form eines Strich-Punktes neben dem Napf. So stand auch in der Kirche im hinteren Teil auf der Männerseite ein solcher Spucknapf. An der Wand unterhalb der Rundbögen der Empore war ein Schild angebracht mit der Aufschrift „Nicht auf den Boden spucken“, so erzählte der ehemalige Messdiener.