Nachdem der schon in den 20er Jahren geplante Neubau der Kirche in Langenbrand aufgrund der weltweiten Wirtschaftsrezession verschoben werden musste, konnte endlich 1934 mit dem Bau begonnen werden. Schon am 02. September 1934 wurde der Grundstein zur heutigen Kirche St. Valentin gelegt. Anlässlich dieser feierlichen Zeremonie verfasste der Langenbrander Heimatdichter Lukas Bauer folgendes Gedicht.
Zur
G r u n d s t e i n l e g u n g der Kirche Langenbrand 1934
Rückblick und Gegenwart.
Nied’re Häuschen — Schindeldächer
Kaum ein Dutzend an der Zahl,
Für Tier‘ und Menschen die Gemächer,
schuf man selbst nach eig’ner Wahl.
An den Hängen grast die Herde,
Der Berge Gipfel krönt der Tann‘
Und ein dürftig Flecken Erde
pflanzt mit Mühe man sich an.
Mann kennt nicht Reichtum oder Titel,
weiß wenig von der großen Welt;
Die Herzen unter‘ m rauhen Kittel
sind für das Ew’ge eingestellt.
Drüben — auf der Sommerseite,
wo der Hang am ersten grün,
Bauten diese schlichten Leute
Ein Kirchlein für Sankt Valentin.
Arm muß es gewesen sein;
Denn — in des nahen Nußbaums Krone
Hing man das erste Glöcklein rein,
Damit es in der Höhe trone.
Was dort zuerst die Alten sungen:
„Dein‘ Gnad‘ und Trost liegt uns im Sinn“
Ist heute noch nicht ausgeklungen;
Es wurzelt in den Herzen drinn.
Geschlechter kommen und vergeh’n
Noch hängt das Glöcklein an dem Baum,
In dessen Schatten Leute steh’n,
Denn im Kapellchen fehlts an Raum.
„Sind wir denn schwächer als die Alten?
Was sie gekonnt, wir schaffen‘ s auch“
Es war ihr Sinn gar nicht gespalten,
Wie sonstwo öfters es der Brauch.
Ein guter Sinn. — Doch wir von heute
Bemängeln, was alsdann geschah.
Man blieb nicht auf der Sommergeite,
Man baut‘ dem Sumpfe allzu nah.
Doch wollen wir den Stab nicht brechen,
An die Straße wollte man;
Dürften alle Leute sprechen,
Hätt‘ jeder Kopf ’nen andern Plan.
Was bei den Alten einst gescheh’n
Tut sich heute wiederfinden,
Nur daß es dort ein Nußbaum war,
Heut steht man unter Linden.
An Wochentagen reichts ja noch,
Manch Plätzchen bleibt da leer,
Beim Sonntagsgottesdienst jedoch
Wird schon die Sache schwer.
Und erst an hohen Festestagen
Da ist die Kirche viel zu klein;
Schon lange drumm die Leute fragen:
Wann endlich kommt das neue Heim?
Da — — eines Sonntags vor dem Amt
Ein ernster Ruf ergeht:
Auf zur Arbeit allesamt!
Um Gottes Lohn es geht.
Alte werden wieder jung,
Junge greifen kräftig zu;
Verliert die Sache mal den Schwung,
Kommt neue Mahnung gleich dazu.
Ohne Mühe keinen Preis,
Ohne Kampf nie einen Sieg!
Es rinnt gar mancher Tropfen Schweiß,
Bis auch der letzte Zweifler schwieg.
— Gewiß! Es waren harte Tage,
Zwei Pflichten sollte man sich fügen,
Das Opfer nur kam hier in Frage,
Sollt‘ nicht das Wollen unterliegen.
Nun ist’s getan — und Langenbrand
Hat auch nicht mehr an Not gespührt
Als jene, die gar sehr gespannt,
Ob man die Sach zu Ende führt.
Doch heute wollen wir uns freu’n,
Vertrauend in die Zukunft schauen;
Gott war mit uns — wird’s künftig sein,
Für seine Ehre wir ja bauen.
Das Fundament ist eingebaut,
Wir bauen fest nun auf den Herrn;
Der Arbeit, die nach oben schaut
Bleibt ja sein Segen niemals fern.
Ihm gilt es heute Dank zu sagen
Für seine Hilf zur guten Tat,
Der zweite Dank — ganz ohne Fragen—
gebührt gewiß dem Herrn Kurat.
Am besten wär’s für ihn gewesen
—Ob Feiertag — ob Sonntag war—
Vom Weinberg immer vorzulesen,
Doch leider war kein Zehner da.
Es sei keiner heut vergessen,
Der mitgeschafft um Gottes Lohn,
Der seine eigenen Interessen
Zurückgestellt für harte Frohn.
Der Jugend sei es Ruhmesblatt
—Erinnerung ungestört—
Was man für Gottes Ehre tat,
verliert niemals den Wert.
Ihr Alle, von des Alters Reif
Längst schon das Haupt betaut,
Die nicht geschont die Glieder steif,
Auf Euch hat man geschaut.
Ihr halft dem Herrn ein Haus erbau’n.
Er hat der Wohnung‘ viele oben.
O sorget nicht! Ihr dürft vertrau’n;
Ein Plätzchen bleibt euch aufgehoben.
Nun ein Wort noch für die Mütter!
Ihr Wirken bleibt oft unbekannt,
Gar oft versüßt ihr Wort, das bitter,
Auch mancher Unmut wird gebannt.
Manch eine nahm von Männerpflicht
Noch mit zur eig’nen Last
Und gönnt‘ sich selber Ruhe nicht
Bis zur Erschöpfung fast.
Nun höre heil’ger Valentin,
was wir geloben heut:
„Wenn wir zur neuen Kirche ziehn,
Dann halte dich bereit!
S’ist heil’ger Ernst, verlaß dich drauf,
wir tragen dich zuerst hinauf!“
Lukas Bauer