Station 11: Der „Bloo“

Geschichte zum Lesen

Ein alter Handwerksort war das einst geschäftige Planviertel – der „Bloo“ – mit seinen umliegenden Handwerksbetrieben.

Das Haus „Neue Str. 2“ selbst wurde vor 1752 einstöckig erbaut. Erster Besitzer war der Küblermeister Matthäus Merkel. Ihm folgte Lorenz Haitzler, der ebenfalls vor Ort dem Küblerhandwerk (Küferei) nachging. Um 1780 wurde das Anwesen als 2-stöckige Behausung registriert, danach um 1800 abgebrochen und neu erbaut. Später beherbergte das Gebäude den mit Ochsenkarren unterhaltenen Fuhrbetrieb der Familie Fritz, bekannt als „Ochsenfritzen“. Im Jahr 1982 erfolgten ein Komplettabbruch und ein Neuaufbau mit um einige Meter nach Süden versetztem Grundriss.

Das unmittelbar benachbarte Haus Neue Str. 2 a wurde 1810 – 1811 als zweistöckiges Anwesen erbaut. Dort war das Damen- und Herren-Friseurgeschäft von Eugen Merkel, auch genannt „Schrienerbecks Eugen“. Dessen Tochter Ruth Seiler schloss als letzter Handwerksbetrieb im Bloo den Dorffriseur im Jahr 2022.

In der angrenzenden Neuen Str. 4 war bis Ende der 40er Jahre eine Schreinerwerkstatt der Familie Merkel. Bis schließlich 1949 Friedrich Haitzler in diesem Anwesen seinen Zweiradhandel mit angeschlossener Reparaturwerkstätte für hauptsächlich landwirtschaftliche Fahrzeuge samt Tankstelle eröffnete. Anfangs verkaufte er vorwiegend Fahr- und Motorräder aus dem Hause NSU und BMW. Ab 1958 auch Kleinwagen der Marke BMW („Isetta“) sowie ab 1960 vor allem die beliebte Kleinwagenreihe „NSU-Prinz“. Aus Platzgründen wurde der Firmensitz im Jahr 1968 nach Gernsbach verlegt. Den Zweiradhandel mit Reparaturwerkstatt betrieb Friedrich Haitzler noch bis 1975 weiter. Nahtlos führte sein Sohn Siegfried Haitzler diesen bis 2000 weiter. Danach wurde von Siegfried Haitzler noch bis ca. 2017 eine Garagenreparaturwerkstatt für Zweiräder, vornehmlich Fahrräder, mit Herzblut und großem Fachwissen betrieben.

Auch ein Betrieb für fachgerechte Schuhreparatur wurde 1952 im Bloo in der Neuen Str. 5 von Schuhmachermeister Artur Klumpp gegründet und bis Mitte der 2000er Jahre ausgeübt. Ein Ladengeschäft für Reiseandenken, Lederwaren und Fotoartikel war angeschlossen.

Auf „Wegle und Gässle“ zwischen den Bloo-Häusern durch, welche nur für Ortskundige begehbar waren, gelangte man zur Bäckerei Ell in der Langenbrander Straße 22. Bereits seit 1897 befand sich in dem Gebäude eine Bäckerei. Zuletzt die Brot- und Feinbäckerei Ell mit Lebensmittelhandel. Betrieben von 1955 bis 1973 durch Hans Ell und seiner Gattin Elisabeth, geb. Merkel. Die Familie war im Dorf bekannt als „Schrienerbecks“, weil zu früheren Zeiten neben der Bäckerei auch ein Schreinerbetrieb im Anwesen geführt wurde.

Seit den 30er Jahren existierte am Steinplatz, unweit der Bäckerei Ell, auch die Bäckerei Reith. Seit 1929 im Familienbesitz, übernahm im Jahre 1967 Josef Bauer den Betrieb und wurde anschließend von Wilhelm Reith bis zur Schließung 1982 betrieben.

Die oben genannten „Wegle, Gässle und Gängle“ waren früher in Langenbrand üblich. Diese oft schmalen Verbindungswege waren sehr wichtig für die dörfliche Bevölkerung, da sie den kürzesten Weg von den Wohnhäusern zu den öffentlichen Einrichtungen, Läden und Äckern bildeten. Oft führten sie über Privatgrundstücke, aber der Durchgang war geduldet. Heute gibt es nur noch vereinzelt solche Verbindungswege.

Zahlreiche Handwerksbetriebe und Gewerbe wurden im Laufe der Jahrhunderte im geschäftigen Langenbrand betrieben. Im Jahr 1972 waren in der Chronik zu 700 Jahre Langenbrand noch 19 Einzelhandel, Handwerksbetriebe und Gewerbe gelistet.

Geschichte zum Anhören

Die Geschichte zum Lesen, vertont und mit Bildern hinterlegt.

Bilder zur Geschichte

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