Geschichte zum Lesen
Wenn wir die Entwicklung der Einwohnerzahlen verfolgen, fällt auf, dass es recht lange dauerte, bis Langenbrand mehr als 400 Einwohner aufwies. Erstaunlicherweise lebten selbst nach rund 200 Jahren seit der ersten urkundlichen Erwähnung nur 15 Einwohner (1450) in unserem Dorf. Daraus ist zu ersehen, wie gering auch die Aufgaben der Verwaltung anfangs gewesen sein müssen. Der „Schulz“ (Bürgermeister) erledigte seine Schreibarbeit wohl zu Hause.
Erst als das alte Schulhaus (Station 2) 1831 erbaut wurde, befand sich im ersten Stock darin eine Ratsstube. Infolge der Gründung der Firma Holtzmann & Cie. AG Weisenbachfabrik im Jahre 1883 nahm das Dorf einen schnellen Aufschwung. Das nun notwendig gewordene neue Rathaus errichtete man 1908/09 in repräsentativer Fachwerkbauweise unter dem Bürgermeister Thomas Bauer. Das Gebäude suchte weithin seinesgleichen. Der prachtvolle Fachwerkbau beherbergte auf zwei Ebenen die Diensträume von Bürgermeister, Ratsschreiber, Kämmerer und Gemeindediener. Zudem das Grundbuchamt, den Bürgersaal, das Ortsarchiv und das Gemeindegefängnis, im Ort auch „Durn“ genannt (eigentlich „Turm“, abgeleitet vom mittelalterlichen „Schuldenturm“). In den Obergeschossen waren von Anbeginn an Privatwohnungen vorgesehen, für die Schulmeister der örtlichen Volksschule ebenso wie auch für den in Bälde zu erwartenden eigenen Seelsorger.
Durch die ungünstige Beschaffenheit des Baugeländes und besonders durch die Kriegseinwirkungen (11.04.1945 – siehe Station 7: Schlussknall) war das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen worden. In den Nachkriegsjahren reichten die Räume bald nicht mehr aus, so dass die Gemeinde beschloss, das Gebäude zu erneuern. Dem Umbau fielen leider auch die schönen alten Fenster und die herrliche Fachwerkarchitektur zum Opfer. 1958 schuf man neben dem Rathaus einen 150 m² großen geteerten Parkplatz und brach einen Teil des Rathauses ab. Im Kellergeschoss brachte man eine Garage, einen Abstellraum, einen Heizungsraum sowie einen Verkaufsraum für Milchprodukte – im Dorf „Milchzentrale“ genannt – unter. Im ersten Stock befanden sich der Bürgersaal, das Grundbuchamt und ein Raum für die Zweigstelle der Bezirkssparkasse Gernsbach, während im nächsten Stockwerk die eigentlichen Verwaltungsräume lagen. In den beiden Obergeschossen befanden sich weiterhin zwei Wohnungen sowie zwei Aktenzimmer.
Die Ortsrufanlage, auch Ortsfunk oder Dorffunk genannt, war hier ebenfalls seit 12.09.1959 untergebracht. Dies war damals eine gebräuchliche Einrichtung zur Bekanntgabe wichtiger Informationen innerhalb einer Ortschaft. Der Ortsfunk wurde – anders als der Name suggeriert – nicht über Funk, sondern über leitungsgebundene Lautsprecheranlagen innerhalb der Ortschaft verbreitet. Im Frühjahr 1994 wurde sie durch das Forbacher Blättel abgelöst. Auf dem weiteren Weg kann man noch einige verbliebene Lautsprecher an den Häusern erkennen (beispielhaft gegenüber von Station 2, 3 und 13).
Seit der Eingemeindung am 01. Juli 1974 zur Gemeinde Forbach hatte Langenbrand keinen eigenen Bürgermeister mehr, sondern nur noch einen Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher. Ab sofort war die Ortsverwaltung – bis zum Umzug 2015 ins Haus der Vereine im Klingen – in den Räumlichkeiten im Erdgeschoss untergebracht. Tradition hat bis heute der alljährliche Rathaussturm der Frauengemeinschaft am schmutzigen Donnerstag. Das letzte Langenbrander Rathaus wurde im Jahr 2005 an privat veräußert. Mittlerweile befinden sich Wohnungen in dem Gebäude.