Station 2: D`Alt Schul`

Geschichte zum Lesen

Das heute noch im Dorf als „Alte Schul“ bezeichnete Gebäude wurde im Herbst 1831 bezogen und diente als Schul- und Rathaus. Es wurde von Johann Belzer aus Weisenbach (1796 – 1868) geplant und gebaut. Anlass war, dass das alte Schulhaus platzbedingt nicht mehr den Anforderungen genügte. 1830 waren 60 Kinder schulpflichtig. Um 1800 waren es gerade mal 22 Kinder. Auch mussten bis dahin die Schulzen (Bürgermeister) ihre Amtspflichten in ihren Privatwohnungen verrichten. Das änderte sich mit dem neuen Gebäude.

Im Erdgeschoss befanden sich der Ratssaal, die Wachstube, eine Spritzenremise, das Arrestlokal und ein Lehrerzimmer. Darüber befanden sich der Schulsaal und eine Lehrerwohnung. Generationen von Langenbrander „Schulmeistern“ (Lehrer) haben dort gewohnt. Bereits 1908 war die Schülerzahl derart angestiegen, dass das Ratszimmer als Schulraum hergerichtet wurde und dies Anlass war, erneut ein neues Rathaus zu planen.

1860 wurde das Schul- und Rathaus umgebaut und bis nach dem 2. Weltkrieg darin 145 Kinder unterrichtet. Da die Schülerzahl immerzu anstieg und der Verkehr direkt an der Schule vorbeirauschte, wurde wiederum ein neuer Standort für eine Schule (Station 10) geplant. Die Räume wurden schließlich bis 1958 als Schulgebäude genutzt.

Bis Anfang der 80er Jahre dienten die Räumlichkeiten als Probelokal des Musikvereins Langenbrand und als Postfiliale. Danach ging es in Privatbesitz über.

Edmund Bauer berichtete aus seiner Schulzeit 1930 – 1938: „Mit sechs Jahren kam ich in die Volksschule. Der Lehrer hieß Herr Illig. Als Versuch führte er zum ersten Mal die Ganzheitsmethode ein. Man lernte keine Buchstaben, sondern ganze Wörter. Auf der ersten Seite im Lesebuch stand der Satz „Wer ist brav?“ in Sütterlinschrift.“

Ida Schoch * 1936 war bis 1950 Schülerin und erzählte: „Aufgrund der Luftbrücke der Amis wurde in der Schule die Schulspeisung eingeführt. Hierfür wurde im alten Rathaus von zwei Frauen, Elsa und Hedwig, gekocht. Die vier ältesten Schüler mussten mit einem „Kärrele“ (kleiner Karren) die großen Häffe (Töpfe) abholen. In der Pause haben dann die Schulkinder aus dem mitgebrachten Häffele (kleiner Topf) und mit dem „Leffl“ (Löffel) das Essen zusammen verspeist. Sie kann sich noch gut an Grießbrei mit Rosinen und Bohneneintopf erinnern. Der Grießbrei mit den Rosinen hätte so gut „gschmaggt“ (geschmeckt), schwelgt Ida in ihren Erinnerungen. Einmal in der Woche habe es auch was ganz Besonderes gegeben: Kaba und ein kleines Milchweckel. So was hat man ja nie bekommen, so Ida. Und es gab sogar Schokolade. Mit glänzenden Augen, wie wenn es gestern gewesen wäre, erzählte Ida. Bis dahin habe sie weder Schokolade gesehen noch gegessen. Das war so fein und damals der größte Festtag für sie. Zur Schulentlassung hat die Klasse damals einen Ausflug zum Feldberg gemacht.“

Sie erinnerte sich aber auch an weniger schöne Zeiten: „Die Nationalsozialisten aus dem vorderen Murgtal haben in der Region die öffentlichen Gebäude mit ihren wertvollen Möbeln belagert. So auch die damalige Schule. Alle Klassen mussten ins alte Rathaus in den Bürgersaal ausweichen und wurden dort unterrichtet. Der Saal war für die Anzahl der Schulkinder viel zu klein und so hatte jede Klasse nur eine Schulstunde Unterricht am Tag. Die Schulkinder mussten dann für die Soldaten Brombeerblätter und Kräuter für den Tee sammeln.

Während der „Grumbazeit“(Kartoffelzeit) wurden die Schulkinder vom Unterricht befreit und mussten „Grumbakäffa“(Kartoffelkäfer) auf den Äckern einsammeln, damit die Schädlinge nicht die Grumbapflanze abfraßen. Ein weiterer Grund für eine Unterrichtsbefreiung war, dass die Männer ja in den Krieg eingezogen waren und die Frauen zu Hause alles allein stemmen mussten. So mussten die Mädels den Kriegsfrauen auf dem Feld helfen und die Buben mussten beim Holz machen helfen. Nach der Bombardierung Gaggenaus wurden die älteren Buben zum Aufräumdienst abgezogen.“

Hinweis: Gegenüber Langenbranderstrasse 2a hängt noch ein Exemplar der letzten Ortsrufanlage. Diese war von 1959 bis 1994 in Betrieb und wurde durch das „Forbacher Blättel“ abgelöst.

Geschichte zum Anhören

Die Geschichte zum Lesen, vertont und mit Bildern hinterlegt.

Bilder zur Geschichte

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