Station 3: Zum Ochsen

Geschichte zum Lesen

Das traditionsreiche Gasthaus „Zum Ochsen“ feierte 1988 sein 200-jähriges Bestehen. Wer allerdings in den Akten blättert, stellt fest, dass dieses Dorfgasthaus sogar schon 1760 seinen Anfang nahm als „Straußenwirtschaft“ im Besitz von Joseph Schaub. Der gleiche Besitzer erhielt schon am 23.09.1763 eine Schildgerechtigkeit „Zum Ochsen“ für sein damaliges Haus im Oberdorf von Langenbrand.

Am 22.10.1787 erwirbt dessen Tochter Franziska ein zweistöckiges Haus auf 25 Ruthen Hofreite. Sie heiratet 4 Wochen später einen Johannes Merkel, der im Jahr 1788 im Langenbrander Beethbuch (heutiges Grundbuch) als Ochsenwirt für das oben erwähnte Haus eingetragen ist. Dabei befindet sich der Vermerk: „Hierauf haftet die Schildwirtschaft-Gerechtigkeit zum Ochsen“. Dieser gilt als Nachweis für das Bestehen des Ochsens am heutigen Standort. Aus alten Unterlagen ist ersichtlich, dass der alte Ochsen des Johannes Merkel in einer abseitigen Straße des Oberdorfs stand. Mit einem Gesuch vom 21.03.1788 wollte Johannes Merkel die Genehmigung des Schildes zum Ochsen transferiert wissen und auf das an der neuen Straße im Jahr 1788 entstandene Haus übertragen.

Der alte Wirt übergab das Gasthaus am 21.12.1813 an seine Tochter und deren Ehemann Bernhard Gerstner. 1831 ist immer noch Bernhard Gerstner als Wirt eingetragen. 1839/40 wurde Alois Schoch (Bäcker) als Betreiber der Wirtschaft vermerkt. Er war der Schwiegersohn von Bernhard Gerstner. Seit dem 01.01.1840 ist auch ein Bäckerfeuerrecht auf dem Grundstück eingetragen. Als Alois Schoch 1844 verstarb, ging das Dorfgasthaus an Martin Gerstner über, einen Sohn Bernhard Gerstners. Der neue Eigentümer war von Beruf Bäcker.

Die weiteren Inhaber des Gasthauses „Zum Ochsen“ waren: 1854 Kasper Karcher, Bäcker und Wirt aus Obertsrot, 1858 Wilhelm Hürst aus Weisenbach, 1894 August Gaiser aus Önsbach. Seine erste Ehefrau war eine Tochter des langjährigen Wirtes Wilhelm Hürst. Unter August Gaiser wurden ab 1898 größere Veränderungen vorgenommen (Saalanbau, gewölbter Keller, Eiskeller, Wirtschaftshalle, Veranda und Schopf). Gaiser war Metzgermeister und betrieb die Gastwirtschaft bis 1936. Anschließend übernahm Hermann Volz aus Bietigheim (Metzgermeister) und übergab 1938 an Otto Back aus Sasbach (Metzgermeister). Dieser verpachtete 1958 weiter an Rudolf Habermann (Backbetrieb, Metzgereibetrieb noch bis 1959).

Im Mai 1963 übernahm Anna Fuchs geb. Wagner die Wirtschaft und übergab diese 1967 an deren Tochter Ingrid mit Ehemann Gerhard Wörner. Sie hatten bereits bis 1967 gründliche Veränderungen und Renovierungen veranlasst. Ingrid, die gute Seele des Hauses, betreibt die Gaststätte mit ihrer Familie heute noch liebevoll.

Die Geschichte des Gasthofs geriet zwischen 1929 und 1939 eher unfreiwillig überregional in die Schlagzeilen. Die nationalsozialistische Propagandapresse unter Joseph Goebbels ließ anlässlich des Berliner Staatsbesuchs von Benito Mussolini (September 1937) eine ursprünglich nur zu Werbezwecken aufgestellte und beweisbar frei erfundene Behauptung von Alt-Ochsenwirt August Geiser deutschlandweit verbreiten. Mussolini habe schon am 09.10.1908 das Murgtal besucht und im Ochsen übernachtet. Er habe sogar eine Rede vor italienischen Gastarbeitern gehalten. Zu jener Zeit waren ca. 800 italienische Gastarbeiter anlässlich des Eisenbahnbaus im Murgtal eingesetzt und in „Baracken“ in Langenbrand untergebracht. Trotz belegter Unwahrheit hat sich diese Geschichte bis heute erhalten.

Geschichte zum Anhören

Die Geschichte zum Lesen, vertont und mit Bildern hinterlegt.

Bilder zur Geschichte

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