Geschichte zum Lesen
Schon bald wurde die Kirche in der Alten Straße (Station 5) zu klein, so dass im Jahr 1922 der Pfarrkurator Bischoff den Gemeinderat zum Bau einer neuen größeren Kirche aufforderte und zur Finanzierung auf den Wald der Gemeinde und der Kirche hinwies. Mitten in den Planungen brach dann aber die Weltwirtschaftskrise auch über Langenbrand herein, die erstmals zu einem Stopp des Vorhabens führte. Erst 1934 wurden die Pläne zum Kirchenbau wieder neu aufgenommen. Schon beim Bau zeigte sich, dass es eine Kirche der Dorfgemeinschaft werden sollte. Der ganze Aushub neben dem früher gebauten Pfarrhaus wurde von den ortsansässigen Männern ausgeführt, die sich dabei zum Teil durch festes Gestein arbeiten mussten. Freiwillige rückten mit Schaufel und Pickel an und luden den Aushub auf ein Pferdefuhrwerk und transportierten die gute Ackererde zur „Hohen Schaar“. Die beiden Pferde zogen die schwere Last steil bergan und mussten einen Höhenunterschied von 450 Metern bewältigen. Oben an der „Hohen Schaar“ warteten schon ein Dutzend „Waldmaidle“. Sie mussten die hier abgeladene Erde in Eimer verladen und in Schwerstarbeit übers felsige Gelände tragen und in Felsstücken aufschütten.
In ca. 18.000 Arbeitsstunden wurde in Eigenleistung der Baugrund vorbereitet, wobei etwa 6.000 m³ Erde, Gestein und Geröll bewegt werden mussten.
Am 02.09.1934 wurde feierlich der Grundstein zur neuen Kirche gelegt. Das Bauwerk gedieh prächtig, das mit einer Bausumme von 109.000,- RM (Reichsmark) veranschlagt war.
Trotz kirchenfeindlicher Umtriebe der örtlichen NSDAP und der Schikanen, denen Kurat Heizmann ausgesetzt war, konnte schon am 31. Dezember Richtfest gefeiert werden. Am 17.06.1935 wurden vier neue Glocken bei der Firma Grüninger in Villingen bestellt, deren Gesamtgewicht 1.835 Kilogramm betrug und die „Christus König“, dem Kirchenpatron „Hl. Valentinus“, der „Mutter Gottes“ und dem „Hl. Josef“ geweiht waren. Sie erhielten am 07.07.1935 durch Dekan Höfler in dem noch im Rohbau befindlichen Kirchengebäude ihre kirchliche Weihe.
Die weiteren Ausstattungsarbeiten im Inneren fanden 1936 mit dem Einbau der Fenster ihren Abschluss. Am 14.02.1937, am Fest des Kirchenpatrons St. Valentin, wurde die nun mit 500 Plätzen umfassende Kirche gesegnet. Die Erhebung der Kuratie zur Pfarrei erfolgte am 01.03.1942 und die feierliche Investitur Pfarrer Heizmanns am 26.04.1942. Kaum einen Monat später, am 18.05.1942, erklangen sie zum letzten Mal mit einem Abschiedsgeläut, bevor die Kirchenglocken für Kriegszwecke beschlagnahmt wurden. Nur die kleinste Glocke durfte im Turm bleiben. Im darauffolgenden Jahr musste sich der Kirchenbau einen von der NSDAP befohlenen Tarnanstrich gefallen lassen, der angeblich vor Luftangriffen schützen sollte. Am 30.05.1943 wurde der linke Seitenaltar geweiht, für den ein monumentales Relief mit der Heiligen Familie angefertigt worden war. Es befindet sich heute in der Taufkapelle. Die Auswirkungen des Kriegs waren bald schmerzlich spürbar. Wie bei Station 7 beschrieben, wurde die Kirche durch die Explosion schwer beschädigt. Die Beseitigung der Schäden nahm Pfarrer Heizmann noch in Angriff, bevor er Langenbrand 1949 verließ. Unter Pfarrer Walter Konrad Moser wurde die Kirche zu Beginn der 50er Jahre umfassend renoviert, zuerst entfernte man jedoch den Tarnanstrich.
Bis zum Sonntag, den 17.09.1950, mussten die Langenbrander warten, ehe wieder fünf neue Glocken zum Gesamtpreis von 18.560,- Mark und dem Gesamtgewicht von 3.280 Kilogramm eingeweiht werden konnten. Das neue Geläut bestand aus der Dreifaltigkeits-, Valentinus-, Marien-, Josefs- und Schutzengelglocke und war jeweils mit einem sinnvollen Spruch gekennzeichnet.
Am Freitag, den 15.09.1950, begann ein denkwürdiges Ereignis: Die Glocken wurden per Lastzug um 16 Uhr mit Ehrengeleit bei der Sägemühle abgeholt und vor der Kirche mit Gesang von Männer- und Kirchenchor sowie einer Ansprache des Bürgermeisters begrüßt.
Besondere Erwähnung gilt unserem „Krippele“ zur Weihnachtszeit, auf das Langenbrand sehr stolz ist. Mit der mechanischen Krippe mit beweglichen Figuren und Musikumrahmung enthält die St. Valentins Kirche ein einzigartiges Kleinod im Badner Land. Die Krippe aus dem Jahr 1951 von einem Krippenbauer aus Bad Urach wurde auf Initiative von Pfarrer Konrad Moser angeschafft. So wie einst erfreuen sich heute noch Kinderherzen und die Besucher an dieser originalen Kostbarkeit. Die „Longebränner“ sind heute noch Pfarrer Moser für dieses „Krippele“ mit Dank verbunden.
Ida Schoch, eine Zeitzeugin erzählte: „Sie kann sich noch gut daran erinnern, dass sie im Jahr 1947/1948 im Turmzimmer der Kirche Handarbeitsunterricht hatte. Und im Jahr 1945 war morgens um 6 Uhr ihre 1. Heilige Kommunion in der Kirche. Tagsüber war das nicht möglich, da sei man wegen dem Fliegeralarm nicht mehr raus gegangen“.
Edmund Bauer (1924 – 2023) wusste zur Messdienerzeit in der neuen Kirche zu berichten: „Inzwischen in der sechsten Schulklasse, gehörte ich inzwischen zu den älteren Messdienern. An den Feiertagen oder während eines Hochamtes hatte ich das Rauchfass zu schwenken. Ich führte die sechs Kerzenträger an und stand während des Amtes in der Mitte vor dem Altar. Meine Aufgabe war es, den Ein- und Auszug der Kerzenträger zu leiten.
Falls ich nicht dienen musste, musste ich das Opfergeld mit der Opferbüchse einziehen. Was besonders viel Spaß machte, war das Läuten. Im Glockenturm waren fünf Glocken aufgehängt, die leider während des Krieges 1942 abgehängt und eingeschmolzen wurden. Aus der so gewonnenen Bronze wurden Granatringe gefertigt. Solange die Glocken noch an Ort und Stellen waren, wurden sie vom Turmzimmer aus per Hand geläutet. Die große Glocke wog etwa 60 Zentner und musste mit mindestens drei älteren Messdienern an einem 4 cm dicken Seil angeläutet werden. Der Anfang und das Ende der Läutzeit wurde von der Sakristei aus mittels einer Lampe angezeigt. Am Ende des Läutens hingen wieder die drei Messdiener am Glockenseil. Sie wurden, um den Glockenschwung abzubremsen, über fünf Mal jeweils drei Meter in die Höhe gezogen, bis nach einiger Zeit das Läutwerk der Glocke wieder still stand. Heute geht das alles elektrisch.
Im Turmzimmer standen vier schwere Zementklötze mit einem Loch. An Fronleichnam wurde in diese Öffnungen in der Kirche der tragbare Himmel eingesteckt. Sonntags nach dem Läuten musste ich einmal dringend auf die Toilette. Um nicht hinter die Kirche zum Austreten gehen zu müssen, pinkelte ich in der Einfachheit halber in die Löcher der Betonklötze. Mit der Zeit begann es im Turmzimmer zu stinken. Von Artur Klumpp bekam der Pfarrer einen Hinweis, der wiederum meinen Vater informierte. Zur Strafe musste ich die schweren Betonständer vom Turmzimmer hinter die Kirche tragen und unter dem Gelächter der anderen Messdiener die 31 Löcher mit einer Zahnbürste und Wasser reinigen. Das passierte mir nur einmal. Anschließend bekam ich den Schimpfnamen „Himmels Ständer Brunzer“.
Nach dem weißen Sonntag machte Pfarrer Heizmann mit den Erstkommunikanten und den Messdienern regelmäßig einen Ausflug. Unser Ziel war die Wallfahrtskirche in Moosbronn. Die Fahrt wurde von dem damaligen Lastwagenbesitzer Wagner aus Gernsbach durchgeführt. Wir saßen auf Bänken auf der Pritsche des LKW´s. Es war ein „Büssing“ mit Vollgummireifen. Angetrieben wurden die Hinterräder über ein kleines Zahnrad und einer Kette, ähnlich wie bei einem Fahrrad, nur viel stärker. Es hat „bös gehoppelt“. Die Mittagspause war in der Wirtschaft. Zu essen gab es Erbsensuppe und Brot. Neben mir saß der Roth Wilfried. Er hatte die Suppe fast gegessen, da kam ihm das ganze Zeug wieder hoch und der Suppenteller war wieder voll. Damit es nicht auffiel, aß er ein zweites Mal den Teller halb leer. Das Essen blieb dann unten“.